Eine der ersten Arbeiten beim Kastenwagen Ausbau, ist der Einbau einer Bodenplatte. Ich hatte das Glück, daß mein Ford Transit als Handwerker Fahrzeug bereits über eine Bodenplatte verfügte, da auf dieser u.a. Regale befestigt waren. Das beste Material und 1000 fach bewährt, für die Bodenplatte im Camper, sind Multiplex Siebdruckplatten.
Bodenplatte aus Sperrholz – Multiplex 15 mm
Die Platten bestehen aus mehreren dünnen, querverleimten Schichten (Sperrholz) meist aus Birkenholz und sind mit einer wasserfesten Versiegelung auf beiden Seiten geschützt. Diese Art Platten werden z.B. auch für PKW-Anhänger als Bodenplatte verwendet und müssen eine Menge aushalten. Neben der mechanischen Beanspruchung ist hier auch Wetterfestigkeit wichtig.
Fazit: Siebdruckplatten sind nicht nur sehr stabil, sondern auch für den Camper Ausbau perfekt geeignet. Da die Platten in großen Abmessungen im Holzhandel bzw. Baumarkt zu bekommen sind, kann die Bodenplatte in einem Stück hergestellt und im Camper eingebaut werden. Multiplexplatten sind aufgrund ihrer Bauart sehr stabil aber auch schwer. Deshalb reicht eine Plattendicke von ca. 12 – 15 mm völlig aus.
Von anderen Materialien, wie billigen OSB-Platten oder Preßspanplatten möchte ich dringend abraten! Diese weisen aufgrund ihrer Materialzusammensetzung nur eine geringe Stabilität auf und sind nicht so widerstandsfähig (Ausdehnung) gegen Feuchtigkeit. Da alle Einbauten und Möbel auf der Bodenplatte befestigt werden müssen, ist die Beschaffenheit der Bodenplatte, wie das Fundament eines Hauses, nicht zu unterschätzen. Möbel können z.B. mit Winkeln und kürzeren dicken Schrauben sehr stabil auf der Platte befestigt werden. Bei höherer Belastung können auch Metalleinschraubhülsen in die Bodenplatte eingelassen werden. Somit ist auch die Verschraubung mit metrischem (Metallgewinde wie M8 etc.) möglich.
Einbau Bodenplatte im Camper
Sofern beim Kauf des Kastenwagens noch keine original Bodenplatte eingebaut ist, muß diese nachgerüstet werden. Hierfür wird der Boden des Kastenwagen entsprechend gesäubert, bei Bedarf entrostet und mit Metallschutzlack versiegelt. Vor dem Einbau der Bodenplatte stellt sich nun noch die Frage der Dämmung.
Ist eine Dämmung unter der Bodenplatte immer erforderlich?
Hier gehen die Meinungen, wie so oft, weit auseinander. Meiner Ansicht nach, ist eine Dämmung unter der Bodenplatte nur dann wirklich erforderlich, wenn der Kastenwagen Camper auch im Winter genutzt werden soll. Deshalb habe ich in meinem konkreten Fall beim Ford Transit Ausbau auf die Dämmung unter der Bodenplatte verzichtet. Grund ist auch, daß bis auf den schmalen Gang von der Hecktür bis zum Sitzbereich und dem Eingangsbereich an der Schiebetür, von der Bodenplatte nichts begehbar ist. Auf der restlichen Fläche sind Möbel montiert oder es handelt sich um reinen Stauraum im Heck. Außerdem habe ich den Sitzbereich durch ein Podest mit ca. 10 cm von der Bodenplate „entkoppelt“ und mit textilem Fußbodenbelag bezogen. Kalte Füße von unten – unmöglich…:)
Podest im Sitzbereich auf der Bodenplatte – keine kalten Füße im Camper + mehr Stauraum
Weiterhin liegt auf der reinen Bodenplatte natürlich ein ansprechender PVC-Belag in Laminat-Optik mit Filzrücken (ist stabiler als Schaumstoff) und im Eingangsbereich ein Läufer. Dieser ist nicht nur angenehm warm an den (nackten) Füßen, er kann auch schnell mal rausgeholt und ausgeschüttelt werden. Sand und Kiefernnadeln sind somit kein Thema.
In meinem vorherigen Camper (Renault Trafic) hatte ich vollflächig Teppichboden verlegt. Das ist zwar gemüglich, aber zum Reinigen eher unpraktisch. Auskehren von Sand oder Laub etc. ist da eher schwierig bis unmöglich. (nur der Staubsauger schafft es, den Schmutz aus dem Gewebe zu holen.)
Dämmung Bodenplatte im Camper – ja oder nein
Vorteile Dämmung Bodenplatte:
- Camper im Winter besser isoliert
- Kondenswasser wird bei vollflächiger Verklebung verhindert
Nachteile Dämmung Bodenplatte:
- Einbauhöhe der Dämmung vermindert Stehhöhe im Camper
- Aufwand und Kosten für Unterkonstruktion und Dämmung plus Einbau
- Nachträgliche Arbeiten bzw. Entfernen durch Verklebung der Dämmung oft schwierig
Hinweis: Die Entscheidung, ob eine Dämmung der Bodenplatte im Camper erforderlich ist, kann ich dir nicht abnehmen… Ich persönlich habe trotz fehlender Dämmung auch an frostigen Tagen und Nächten in meinem Kastenwagen noch keine kalten Füße bekommen. Die Standheizung läuft sowieso und ich muß bei Minus 5 Grad ja auch nicht barfuß im Camper sitzen. Also bitte… 🙂
Einbau Dämmung im Camper
Solltest du dich trotzdem für eine Dämmung entscheiden, muß in vielen Fällen eine Unterkonstruktion aus Holzlatten unter der Bodenplatte eingebaut werden. Diese verhindert das Zusammenpressen der Dämmung z.B. aus Armaflex, was diese wieder sinnlos machen würde. Da der Fahrzeugboden gewellt ist, muß natürlich versucht werden, vollflächig zu verkleben um Luftzwischenräume und somit ggf. Kondenswasser zu vermeiden. Auch Styropor oder Styrodur (die stabilere Variante) können verarbeitet werden.
Mineralischen Dämmstoffe (Mineralwolle) sind theoretisch auch möglich aber nicht ganz unkritisch. Wenn diese Dämmstoffe feucht werden, fangen sie an zu verrotten. Außerdem sollte man möglichst keine Stäube dieser Fasern einatmen, da man davon sicher nicht gesünder wird. Bliebe noch die Möglichkeit, die Hohlräume unter der Bodenplatte auszuschäumen. (Isolierschaum) Damit kommt man sicher in jede Ecke. Die Verbindung ist dann allerdings für die „Ewigkeit“, da der Schaum gleichzeitig als Kleber fungiert.
Fazit: Wer kein Wintercamping betreibt, kann nach meiner Ansicht sicher auf eine Dämmung unter der Bodenplatte verzichten. Kalte Füße und zu hoher Wärmeverlust lassen sich mit geschicktem Ausbau (Podest unter Sitzbereich, Teppich etc.) verhindern. Und – die Dämmung wird das Auskühlen des stehenden Fahrzeugs ja auch nicht verindern – nur ein wenig verzögern… 🙂
Einbau Bodenplatte im Camper
Die original Bodenplatte in meinem Kastenwagen ist „schwimmend“ verlegt. Das heißt, die Platte liegt schlicht und ergreifend einfach auf dem Fahrzeugboden. Wo soll sie auch hin? Verschieben ist unmöglich, da die Platte entsprechend der Fahrzeugkonturen ausgeschnitten und eingesetzt wurde. Wichtig ist, daß die Bodenplatte nicht auf „Press“ ausgemessen und eingesetzt wird. Da sowohl Temperaturschwankungen als auch die Luftfeuchtigkeit die Abmessungen der Bodenplatte je nach Jahreszeit schwanken lassen, würde sich diese wölben, wenn sie keine Platz zum Ausdehnen hat.
Öffnungen für Standheizung oder auch Reserverad-Entriegelung (Ford Transit) nicht vergessen!
Arbeitsschritte Einbau Bodenplatte
- Maximale Länge, Breite der künftigen Bodenplatte im Camper ausmessen
- Siebdruckplatte im Fachhandel auf das erforderliche Maß schneiden lassen und im noch leeren Kastenwagen abholen :).
- Mit Konturenlehre und Pappschablonen die Konturen am Fahrzeugboden (Radkästen etc.) ermitteln und auf die Platte übertragen.
- Die Bodenplatte am besten auf Arbeitsböcken oder einfach zwei Mörtelkübeln als Unterlage per Stichsäge aussägen.
- Achtung: Ggf. diverse „Revisionsöffnungen“ in der Bodenplatte mit einplanen. Falls z.B. der Einbau einer Standheizung geplant ist. Beim Ford Transit befindet sich im Bereich der Hecktüren eine Bohrung in der Bodenplatte, um das Reserverad nach unten ablassen zu können… (Gummistopfen im Bild oben)
- Bodenplatte testweise mit weiterer Person im Camper einsetzen. (ggf. nacharbeiten, wenn Spalt zur Karosserie zu eng!)
- Alle Schnittkanten mit dem Schwingschleifer bzw. per Hand entgraten und glätten.
- Schnittkanten mit Kunstharzlack versiegeln.
- Wenn der Lack getrocknet ist, Bodenplatte mit weiterer Person in das Fahrzeug einsetzen.
- Die Bodenplatte kann nun z.B. mit Fußbodenbelag belegt werden. Dieser ebenfalls „schwimmend“ ohne Fixierung, damit er bei Temperaturschwankungen arbeiten kann. Keine Sorge, da rutscht und verschiebt sich nix, da ja auch Möbel darauf verschraubt werden.
- Ladekanten und Einstieg an der Schiebetür z.B. Riffelblech aus Alu schützen und verschönern.
Bodenplatte – Schutzkante aus Alu Riffelblech am Einstieg
Fertig
Viel Spaß beim Einbau der Bodenplatte im Camper!